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Frauke Rehder, scheidende digiCULT-Geschäftsführerin

Gespeichert von sjessen am Do., 20/06/2024 - 09:36 Uhr

Verbundkonferenz 2024: KI, VR-Brillen & Kunststoff

Am 17. Juni 2024 fanden sich 69 digiCULT-Verbundmitglieder und KooperationspartnerInnen im Kulturzentrum Rendsburg ein. Die Vorträge in diesem Jahr: Datenmigration der Kunststoffsammlung Oberhausen, Virtuelle Rekonstruktion der Großen Synagoge Erfurts, Sichtbarkeit des digiCULT-Portals, das digiCULT-KI-Tool und digiCULT-Updates.

Dr. Jens Ahlers, scheidender digiCULT-Vorstandsvorsitzender, dankte dem „Hausherren“ Florian Böings, Leiter der Historischen Museen im Kulturzentrum Rendsburg, für die wiederholte Gastfreundschaft. Ahlers begrüßte die Leitung der Schleswig-Holsteinischen Landesbibliothek sowie die Referierenden aus Oberhausen und Jena. Auf letzteren Vortrag freue er sich besonders, da er das Projekt einer virtuellen Widerherstellung der verbrannten Synagoge Erfurts auch in Rendsburg für vorstellbar hält; Die Rendsburger Synagoge konnte einem Brand durch die Umnutzung zur Fischräucherei entgehen und ist heute Teil des Jüdischen Museums, jedoch nicht mit ihrer ursprünglichen Ausstattung.

Florian Böings hieß die Gäste in seinem Museum willkommen und betonte, wie zeitsparend die Recherche in den mit digiCULT digitalisierten Museumsbeständen sei, um z.B. Anfragen zu einer vergangenen Sonderausstellung „Koloniale Frauenschule Rendsburgs“ beantworten zu können.

Frauke Rehder, scheidende digiCULT-Geschäftsführerin, zeigte sich erfreut und dankbar, zum vierten Male im Kulturzentrum Rendsburg tagen zu dürfen. Neben den GenossInnen und Kooperierenden begrüßte Rehder ihre Nachfolgerin in der digiCULT-Geschäftsführung, Dr. Elisabeth Böhm, sehr herzlich.

Nach den Grußworten startete der erste Themenblock mit einem Werkstattbericht von Lea Althoff, (seit 2023 Wissenschaftliche Referentin für Dokumentation und Digitales Museum im LVR Industriemuseum) zur Datenmigration der Kunststoffsammlung am LVR Industriemuseum Oberhausen, die Althoff gemeinsam mit Corinna Sinjen und Lukas Städing von digiCULT vornahm. Althoff erklärte, dass sie mit dieser verhältnismäßigen kleinen Sonderdatenbank der Sammlung des Kunststoffmuseums von 20.000 Objekten begonnen, um die Vorgehensweise auszutesten. Ein in FAUST verzeichnetes Repositorium wurde in digiCULT.web überführt. Das verwendete Vokabular speist sich aus Wortnetz Kultur, welches in digiCULT-x.Tree gepflegt wird. Nach der erfolgreichen Überführung der Kunststoffsammlung, werde im nächsten Schritt eine 300.000 Objekte umfassende Sammlung des LVR migriert.

Als zweiter Referent der Konferenz stellte Tom Meißner von der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena das Projekt Die virtuelle Rekonstruktion der Großen Synagoge (1884-1938): Eintauchen in die Jüdische Geschichte Erfurts vor. Die jüdische Bevölkerung hat im besonderen Maße zur Architektur Erfurts beigetragen. 1884 wurde die Synagoge eingeweiht. Im November 1938 setze die SA sie jedoch in Brand. Heute ist sie zumindest virtuell wiederaufgebaut. Anhand weniger Außen- und noch weniger Innnenaufnahmen, sowie Umrissplänen und Postkarten konnte nicht nur die Gebäudesilhouette, sondern eine virtuell begehbare Rekonstruktion erreicht werden. In den Pausen der Konferenz hatten die TeilnehmerInnen die Möglichkeit, mit zwei VR-Brillen in die Synagoge Erfurts einzutauchen. In der neuen Synagoge Erfurts, die am Ort der Großen Synagoge als einziger Synagogen-Neubau in der DDR-Geschichte errichtet wurde, stehen VR-Brillen für BesucherInnen zur Verfügung. Auch ein Tastmodell der Großen Synagoge wurde hier aufgestellt. Das Projekt Virtuell Rekonstruiert ist Teil des Portals MENORA - Jüdischen Leben in Thüringen. Für die Umsetzung lieferte Meißner über die digiCULT-Bauwerk-Maske die Metadaten zum rekronstruierten Modell im LIDO-Format an die Deutsche Digitale Bibliothek (DDB). Über die DDB erfolgte die Weitergabe der Objekt-Metadaten an die Europeana. Auch hier wird es von nun an für die digitalen BesucherInnen möglich sein, über einen 3D Viewer die rekronstruierte Synagoge inklusive der Wissensstationen digital zu erkunden. Zum Abschluss des Vortrages wurde ein informativer Kurzfilm zum Projekt gezeigt.

Nun folgte ein Themenblock zum digiCULT-Portal, vorgestellt von digiCULT-Mitarbeitern. Axel Vitzthum ging auf Aspekte der Sichtbarkeit des Portals ein. So werden auf der Startseite der digiCULT-Homepage nach der Überführung in ein anderes Content-Management-System Uploads aus digiCULT.web bzw. aktuellste Objektdatensätze in den Metadaten-Repositories angezeigt. Auch ging Vitzthum auf die Vorteile von großen TIF-Dateien ein, z.B. für die Zoomfunktion in Urmel. Mögliche Weiterentwicklungen im Portal sind 3D-Umsetzungen, Einbindung von KI-Diensten für Bildbeschreibungen und Bildvergleiche.

Im Anschluss präsentierten Lukas Städing und Patrick Wernowski das digiCULT-KI-Tool. Ziel der Einarbeitung in KI-Systeme sei, den Verbundmitgliedern eine Beratung anbieten zu können. Städing und Wernowski trainierten das KI-Tool mit Daten der Landesbibliothek Schleswig-Holstein. Neben einer verbesserten Suche generiert die Künstliche Intelligenz auch Bildbeschreibungen zu Farbe und Form etc. für Menschen mit Sehbeeinträchtigungen. Wernowski zeigte die Suche mit dem Beispiel Bild von einem Schiff auf dem Meer. Hier waren die Ergebnisse hauptsächlich historische Fotografien, sodass Bild durch Gemälde ausgetauscht wurde, um auch gemalte Schiffe auf dem Meer zu erhalten. Möglich wäre auch Bild von einem Schiff aus aufgenommen zu suchen. Ein detaillierter Fließtext ist für eine präzise Suche somit zielführender. Auch kann ein Werk befragt werden, z.B. Wer ist die Person auf dem Portrait? Die KI liefert dann einem Text, im gewählten Beispiel zu Luther. Jedoch sind diese Texte nicht hundertprozentig wissenschaftlich korrekt und urheberrechtlich noch nicht klar einzuordnen. So sind KI-generierte Daten erst einmal frei, weil sie keinen Urheber haben. Jedoch speisen sich die Texte oft aus Wikipedia und deren Quellen, sodass sie auf urheberrechtlich geschützte Texte überprüft werden müssen. Ergebnis der KI-Testphase ist eine verbesserte Recherche und mögliche Barrierefreiheit für UserInnen.

Nach der Mittagspause wurden digiCULT-Updates präsentiert. Dr. Johannes Bracht stellte Erweiterungen im Bereich der Erfassung vor. Orientiert am EODEM-Standard, der den Leihverkehr erleichtern soll, wurden die Masken angepasst. Ausstellungsbedingungen wie Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Beleuchtung können nun granular erfasst werden. Auch das Standortmodul wurde aufgewertet, so wurde ein Standort für kollaboratives Arbeiten eingerichtet, den verschiedenen Institutionen gemeinsam nutzen können.

Zum Abschluss präsentierte Corinna Sinjen das digiCULT-Update der neuen Gruppenbearbeitung und Axel Vitzthum Neuerungen im Druck-Dienst (eine Kooperation mit derbrill IT-Service) und den Stand des Data Warehouse Recherchetools.

Im Anschluss folgte eine ereignisreiche digiCULT-Generalversammlung für die GenossInnen und Interessierten mit einigen Abschieden, Neuwahlen und dem Willkommenheißen der neuen Geschäftsführerin Dr. Elisabeth Böhm.

Fotos: Sönke Ehlert

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