Der Deckelpokal steht auf einem runden, leicht ansteigenden Fuß, der mit geschnittenem Laub- und Bandlwerkdekor verziert ist. Der Schaft setzt sich aus einem geschliffenen massiven Baluster zwischen Scheiben und einer gedrückten massiven Kugel darüber zusammen, die ebenfalls mit Facetten versehen ist. Die Kuppa sitzt auf einer weitere Scheibe. Sie läuft nach oben hin konisch auseinander und ist am Ansatz facettiert. Die Wandung ist darüber mit reichem Laub- und Bandlwerk versehen in das sich gegenüberliegend zwei Rocaillenrahmen eingestellt sind. Sie zeigen zwei Jagdszenen: eine Hirsch- und eine Straußenjagd. Des Weiteren sind zwei liegende weibliche Figuren sich gegenüberliegend auf der Wandung jeweils unter einem Baldachin dargestellt. Auf einer Seite hat der fliegende Amor gerade einen Pfeil mit seinem Bogen abgeschossen, auf der anderen Seite sitzt Diana (?) unter der Blüte einer hochgewachsenen Blume. Der gewölbte Deckel ist ebenfalls mit Laub- und Bandlwerk verziert. Mittig sitzt eine Handhabe aus mehreren Scheiben, von denen die mittlere und größte facettiert ist. Der Knauf besteht aus einer massiven, facettierten Kugel auf hochgezogenem Hals.
Der Formtyp mit Schliffdekor gibt wenig Anhaltspunkte für eine eindeutige Einordnung und scheint an mehreren Orten ähnlich hergestellt worden zu sein, zumindest haben sich vergleichbare Stücke erhalten, die Sachsen, Schlesien oder Böhmen zugeordnet werden, vgl. Gisela Haase: Sächsisches Glas. Leipzig 1988, z. B. Nr. 220 (Dresden, 1738), Nr. 226 (Dresden, 1747); Europäisches Glas & Studioglas. Aukt. Kat. Dr. Fischer Kunstauktionen, Heilbronn, 288. Auktion, Teil 1, 16.10.2021, Nr. 117 (Sachsen, um 1740), Nr. 118 (Böhmen, 18. Jh.); Europäisches Glas & Studioglas. Aukt. Kat. Dr. Fischer Kunstauktionen, Heilbronn, 290. Auktion, Teil 2, 19.03.2022, Nr. 676 (Sachsen, Dresdener Hütte, um 1730), Nr. 697 (wohl Dresden, um 1730), Nr. 890 (Riesengebirge, um 1720); Vergleichsstück im British Museum, London, Inv. 1913,0619.1, vgl. www.britishmuseum.org/collection/object/H_1913-0619-1 (Dresden, um 1730).
Laub- und Bandlwerk findet ab etwa 1720 weite Verbreitung auf kunsthandwerklichen Objekten.

(Sabine Tiedtke)